Ist der Inkognito-Modus sicher? Nein – aber auch nicht ganz unbrauchbar (2024)

Browser-Inkognito-Modus

Ist der Inkognito-Modus sicher? Nein – aber auch nicht ganz unbrauchbar (1)

Was leistet der Inkognito-Modus von Internetbrowsern (nicht)? Das verraten wir in diesem Artikel, in dem Sie einige Tipps zu diesem Thema finden.

Foto: iStock.com/AndreyPopov

Uhr

Sebastian Kolar

Browser bringen einen Inkognito-Modus mit, auch In-Private-Modus und – vor allem früher – p*rno-Modus genannt. Darin legt die genutzte Surf-Software keine Benutzungsspuren an. Wir klären in diesem Beitrag auf, wie sicher das ist.

Im Hinblick auf das Schutzlevel, das der In-Private-Modus von gängigen Webbrowsern bietet, ranken sich einige Mythen. Einen tiefgreifenden Schutz für alle Lebenslagen erhalten Sie damit nicht, auch wenn sich vielleicht so mancher aufgrund so eines Features online erstklassig anonym und diskret wähnen mag. Den Privatsphäre-Modus rufen Sie bei geladenem Browser auf, indem Sie eine bestimmte Tastenkombination betätigen oder mit der Maus einen Menübefehl anklicken. Firefox tanzt hier mit dem Hotkey Strg-Umschalt-P aus der Reihe, bei Google Chrome und bei anderen Chromium-basierten Browsern (Edge, Opera, Vivaldi, Brave) ist Strg-Umschalt-N das Kürzel der Wahl.

Schon seit Längerem lässt sich bei Google Chrome – verbreitungstechnisch der Vorzeige-Fork von Chromium – mit Strg-Umschalt-B die Lesezeichen-Leiste ein- und ausblenden, bei Firefox ging das dereinst hierüber nicht und erst seit einiger Zeit gelingt es. Mozilla glich Firefox also an die Konkurrenz an. Es ist unbekannt, ob eine Annäherung ebenfalls noch hinsichtlich des Shortcuts passiert, mit dem Sie auf den In-Private-Modus zugreifen.

In den folgenden Zeilen dieses Artikels greifen wir einige Mythen rund um diesen Inkognito-Modus auf. In einer Überschrift lesen Sie jeweils eine These, der folgende Text darunter gibt hierzu eine Einschätzung. So wissen Sie, ob – oder besser gesagt: in welchen Situationen – Sie dem In-Private-Modus vertrauen können.

Ist der Inkognito-Modus sicher? Nein – aber auch nicht ganz unbrauchbar (2)

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Mit dem In-Private-Modus bin ich beim Surfen zu 100 Prozent anonym

Einschätzung des Mythos: falsch

Dieser Mythos ist vermutlich einer, den Ratgeber gerne mal aufgreifen, um etwas Plakatives zu thematisieren. Tatsächlich dürfte es sich herumgesprochen haben, dass der In-Private-Modus keineswegs einen durchgängigen Schutz gewährleistet – zumal ein solcher, gleich in welchem IT-Kontext, als illusorisch gilt.

Der In-Private-Modus verhindert, dass sich im Browser-Verlauf schnüffeln lässt. Mancher nennt Letzteren auch Chronik oder Historie (History). Solch ein Modus verbirgt beim Surfen aber nicht Ihre IP-Adresse, sodass vorsichtige Naturen, die darauf Wert legen, zusätzlich einen Windows-weit agierenden VPN-Client für genau diese Aufgabe nutzen sollten. Die Tatsache, dass bei der Verwendung eines Browsers im p*rno-Modus die eigene IP-Adresse im Klartext an Webserver übertragen wird, läuft darauf hinaus, dass Webserver Ihre Online-Aktivitäten loggen können. Des Weiteren ist Ihr ISP (Internet Service Provider, Internetanbieter) hierzu imstande. Ein VPN bewahrt Sie davor.

Mit dem Privatmodus entgehen Sie personalisierten Suchergebnissen von Google, zudem sind Sie darin bei Webdiensten ausgeloggt und sehen sie sich aus Besuchersicht an. Ein Nachteil: Das Bestätigen von

DSGVO-Cookie-Consent-Bannern

fällt bei privat besuchten Internetseiten erneut an, obwohl Sie diese Dialoge bei vorigen Seitenaufrufen bereits weggeklickt haben.

Der In-Private-Modus löscht die Chronik am Ende der Surfsitzung

Einschätzung des Mythos: falsch

In der Regel ist dieser Mythos falsch. Der Privatsphäre-Modus arbeitet unseren Erfahrungen nach so, dass er Chronik-Einträge gar nicht erst anlegt. Weder rufen Sie die URLs der in diesem Modus angesteuerten Webseiten im In-Private-Betrieb noch im regulären Browser-Modus mit Strg-H ab. Hinzu kommt, dass sich im Privacy-Modus geschlossene Tabs nicht mit dem hierfür üblichen Hotkey Strg-Umschalt-T wiederherstellen lassen.

Praktisch am In-Private-Modus ist, dass es dank ihm entfällt, am Ende der Surfsitzung etwa mit Strg-Umschalt-Entf den Browserverlauf zu löschen. Das vergisst man schon einmal. Da Webseiten in dem Modus auf Ihrem System praktisch keine Daten hinterlassen, laufen Sie außerdem nicht Gefahr, dass ausgiebiges Surfen viele lokale Spuren erzeugt, die eine Verlangsamung des Internetzugriffs bewirken könnten.

Tuning-Software

Platz

2

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Testnote

2,1

gut

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IObit

Advanced SystemCare Pro

Platz

3

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Testnote

2,2

gut

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WiseCleaner

Wise Care 365 Pro

Platz

4

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Testnote

2,6

befriedigend

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Glarysoft

Glary Utilities Pro

Platz

6

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Testnote

3,3

befriedigend

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Abelssoft

WashAndGo

Platz

8

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Testnote

3,8

ausreichend

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Piriform

CCleaner Pro

Platz

9

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Testnote

3,9

ausreichend

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Nero

Nero TuneItUp Pro

Platz

10

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Testnote

4,2

ausreichend

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Norton

Norton Utilities Ultimate

Der In-Private-Modus legt keine Chronik an

Einschätzung des Mythos: wahr

Aus dem obigen Artikel-Absatz ergibt sich, dass dieser Aussage grundsätzlich zuzustimmen ist. Es ist aber eine Ausnahme zu nennen: Jenseits einer URL-Chronik (mit Strg-H einsehbar) existiert eine Tab-Chronik. Damit sind Webseiten gemeint, die Sie in einer (privaten) Registerkarte vor der darin aktuell dargestellten Webseite geöffnet haben. Im In-Private-Modus gilt ebenso wie im Non-In-Private-Modus: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Linkspfeil oben links in Ihrem Surf-Client, sehen Sie die jeweiligen zuvor besuchten Webseiten in einer Liste ein. Ein längerer Linksklick auf den Zurückpfeil fördert die entsprechende Seiten-Liste ebenfalls zutage. Als Abhilfe dagegen schließen Sie einen prekären Tab in einem Privat-Fenster, was zum Beispiel per Mausrad-Klick auf ihn gelingt.

Es verbleiben auf dem PC keine lokalen Spuren

Einschätzung des Mythos: wahr

Im Großen und Ganzen ist man mit dem hier Behaupteten gar nicht mal auf dem Holzweg: Ihre Browser-Chronik füllt sich nicht mit URL-Einträgen, wenn Sie "privat" surfen. Technisch wenig versierte WG-Bewohner sehen also nicht, dass Sie online nach Geschenken für sie gesucht haben.

Trotzdem verbleiben im Privatsphäre-trächtigen Modus heruntergeladene Dateien persistent auf dem Laufwerk. Dagegen hilft, dass Sie auf Downloads verzichten, dass Sie diese Dateien nach ihrem Gebrauch löschen, dass Sie sie in eine

RAM-Disk

laden (deren Inhalt bei einem PC-Neustart verloren geht) oder dass Sie Files auf ein externes Speichermedium überspielen, das Sie vor dem Verlassen des Computers abziehen und mitnehmen.

Dritte können dank des In-Private-Modus nicht mehr schnüffeln

Einschätzung des Mythos: falsch

Bezieht sich diese Aussage darauf, dass es nur um lokale Spuren geht, nicht aber um solche in Server-Logs oder beim ISP, dann ist die Aussage fast richtig. Aus zwei Gründen sehen wir den Mythos dennoch als eher falsch an: Zum einen muss man daran denken, den In-Private-Modus einzuschalten. Dessen Vorhandensein ist schön und gut, bringt aber nichts, wenn man die Verwendung vergisst. In dem Fall würden Spuren auf dem Computer entstehen. Zum anderen muss man am Ende der Surfsitzung das In-Private-Fenster schließen: Wer das versäumt und etwa einen aggressiven Partner hat, der könnte von ihm überrumpelt werden und die dritte Person erhält Einsicht in Web-Session-Interna.

Der

Brave Browser

bietet mit OTR (Off the Record) eine Funktion, die eine Alternative und Ergänzung zum In-Private-Browsen dargestellt: Auf OTR ausgelegte Websites bewirken bei ihrem Aufruf in Brave, dass die Nachfrage erscheint, ob Sie diese vertraulich öffnen möchten. Bejahen Sie, erfolgt keine URL-Integration in die lokale Chronik.

Es hilft noch etwas anderes gegen das Dilemma, dass man vergessen könnte, das private Surfen einzuschalten: Nutzen Sie einen Browser, der stets ohne Chronik-Erstellung läuft. An dieser Stelle drängen sich der

Tor Browser

(Firefox-basiert) und der

Epic Privacy Browser

(Chromium-basiert) auf.

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Mehr Tempo: Die besten Tuning-Tools

Foto: COMPUTER BILD

So ein p*rno-Modus inkludiert kein VPN

Einschätzung des Mythos: wahr

Im Allgemeinen bringen Browser kein VPN mit, beim In-Private-Modus kommt also auch keines zum Einsatz. Ihre IP-Adresse ist hierbei für Server-Betreiber also offen wie ein Buch. Der

Opera-Browser

aber hat ein VPN eingebaut, dessen Nutzung Sie jenseits oder zusammen mit dem In-Private-Modus forcieren können. Hierfür klicken Sie auf eine Schaltfläche links in der Adressleiste. Der

Brave Browser

bringt zwei In-Private-Modi mit: einen normalen Modus und einen, der mit einer VPN-artigen IP-Verschleierung ausgestattet ist. Dabei kommt jedoch – statt eines VPN-Tunnels – die Tor-Anonymisierung zum Einsatz.

In-Private-Modus bedeutet = ein separates Browser-Fenster

Einschätzung des Mythos: wahr

Es poppt bei verbreiteten Browsern, wenn Sie auf den Privatmodus zugreifen, tatsächlich ein neues Fenster auf. Das ist oft in einer anderen Farbgebung gehalten und weist damit auf den besonderen Charakter in puncto Security hin. Im Falle von

Waterfox

, der auf Firefox basiert, gilt allerdings: So ein Zusatz-Fenster ist möglich, aber nicht verpflichtend. So wandeln Sie in der Anwendung normale Tabs in Inkognito-Tabs um, die sich wie Tabs in einem dedizierten Privatsphäre-Fenster verhalten, aber nahtlos in die übliche Benutzeroberfläche eingebettet sind.

Suchmaschinen tracken mich im In-Private-Modus noch immer

Einschätzung des Mythos: wahr

Das stimmt – allerdings nur, wenn Sie die falschen Websuchen wie etwa Google oder Bing einsetzen. Auf Privatsphäre bedachte Internet-Recherche-Dienste versprechen, keine Daten von Ihnen zu speichern. Je nach Browser lässt sich einstellen, dass Sie im In-Private-Modus mit einer anderen Websuche als im gewöhnlichen Surf-Modus vorliebnehmen möchten. Wissen Sie von solch einer Möglichkeit nichts, empfiehlt es sich, dem Konfigurations-Bereich (Tab) Ihres Web-Navigations-Clients einmal wieder einen Besuch abzustatten.

Der Browser-Hersteller Mozilla hat übrigens online einen lesenswerten, desillusionierenden Artikel hinsichtlich des In-Private-Modus veröffentlicht. Dort finden Sie ebenfalls einige Infos: "

Häufige Irrtümer über das Surfen im Privaten Modus

".

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Author: Rubie Ullrich

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